
Mein Sohn geht in die 7. Klasse, und im Fach Ethik hat er gerade das Thema "Glück". Die Kinder beschäftigen sich im Unterricht mit den eigenen Stärken und dass es wichtig ist, sich zu mögen, wie man ist. Und sie denken darüber nach, was Glück eigentlich bedeutet. Genauer gesagt, was macht Menschen persönlich glücklich (und was nicht), welchen Sinn hat das Leben und wie findet man das heraus? Das finde ich toll! Und dann erzählt mir mein Sohn noch begeistert von den "Glücksbohnen"- da müsse er den ganzen Tag darauf achten, wenn etwas Schönes passiert und dann eine Bohne in seine rechte Hosentasche stecken. Am Abend gibt es dann eine Auswertung und er könne anhand der Anzahl der Bohnen sehen, was alles Gutes während des Tages passiert ist. Ich erkenne die bekannte Übung zur positiven Aufmerksamkeitslenkung, die ich auch meinen Klienten schon empfohlen habe, zumeist mit der Ergänzung, die positiven Ereignisse und Begebenheiten am Abend in einem Glückstagebuch festzuhalten. Klasse, denke ich, das deutsche Schulsystem ist noch nicht gänzlich verloren...Zuversichtlich meint mein Sohn, aufschreiben brauche er das alles nicht, das sei viel zu aufwendig und er wisse schon, wie das geht mit der postiven Sicht auf die Dinge...na wunderbar, endlich beschäftigen sich die Kinder mal mit was Sinnvollem in der Schule.....
Leider stehen den postiven Wahrnehmungen und Sichtweisen oftmals hinderliche Gedanken im Weg, die in vielen Menschen ein stetiges inneres Geplapper erzeugen-zumeist völlig unbewußt wie ein innerer Autopilot. Entstanden durch kritische Blicke, hochgezogene Augenbrauen, Augenrollen und tiefe Seufzer....durch Gesagtes oder Ungesagtes in der Interaktion mit den engsten Bezugspersonen aus der Vergangenheit. Diese negativen Gedanken haben sich in unseren Köpfen als negative Glaubenssätze festgesetzt. Sie verursachen in uns Zweifel, Ängste, Unentschlossenheit und sind oft die Ursache dafür, wenn wir in unbefriedigenden Lebenssituationen ausharren.
Daher macht es Sinn, wenn du von Zeit zu Zeit eine Inventur durchführst, um die hinderlichen Gedanken zu identifizieren, die deinen Zielen und Wünschen im Weg stehen und die dich innerlich sabotieren. Erst recht, wenn du das Gefühl hast, dass manches in deinem Leben schon länger stagniert, sich nicht stimmig anfühlt und du manchmal Angst und Beklommenheit verspürst, ohne genau zu wissen warum.
Wenn du Lust hast, kannst du das sehr einfache Tool verwenden, welches auf dem folgenden Bild zu sehen ist. Male die Tabelle ab und vervollständige spontan und ohne lange nachzudenken die genannten Sätze, bezogen auf die Bereiche "Leben" und "Beruf". " Ich will..." fragt nach deinen Zielen. Hier wird dein bewußtes, erwachsenes "Ich" angesprochen. "Ich muss..." und "Ich darf nicht..." forschen nach den hinderlichen Gedanken, die oft kindlichen Sichtweisen entspringen. Es sind deine irrationalen Emotionen, die hier angesprochen werden. Wenn sie sich ausdrücken dürfen, kommst du den negativen Glaubenssätzen auf die Spur.

Besondere Aufmerksamkeit solltest du den Aussagen mit "Ich muss..." und "Ich darf nicht..." schenken.
Hier ein paar Beispielsätze:
"Ich muss mich anstrengen."
"Ich muss mich um andere kümmern."
"Ich muss aufpassen, dass nichts Schlimmes geschieht."
"Ich muss immer alles unter Kontrolle haben."
"Ich darf nicht so sein, wie ich bin."
"Ich darf nicht auffallen." (positiv oder negativ)
"Ich darf nicht wütend werden."
"Ich darf nicht anecken."
"Ich darf nicht sexy sein."
Wie lauten deine Sätze?
Du solltest sie nun auf ihren Wahrheitsgehalt und ihre heutige Gültigkeit überprüfen.
Wann ist welcher Satz entstanden und wodurch?
Stimmen diese Sätze heute noch?
Du kannst in einem letzten Schritt zu jedem negativen Glaubenssatz eine Gegenaussage treffen, um ihn zu entkräften.
Auch hier ein paar Beispielsätze:
"Ich bin eine Bereicherung, wenn ich mich zeige, wie ich bin."
"Ich werde immer besser darin, für mich einzustehen. "
"Ich darf mich für meine Interessen einsetzen."
"Ich bin dabei, immer besser für mich zu sorgen."
"Ich lerne jeden Tag aus meinen Fehlern, nur so kann ich mich weiterentwickeln."
Und jetzt du.
Diese Gegen-Sätze sollten sich wahr und kraftvoll anfühlen und im Körper sofort ein Gefühl der Entspannung und Sicherheit erzeugen. Sie können auch dazu beitragen, deine Zielformulierungen ("Ich will ...") zu bekräftigen und zu unterstützen.
Die kraftvollen Gegen-Sätze lassen sich auch gut im Alltag als Anker nutzen, z.B. indem du sie in deinen google Kalender als tägliche Erinnerung einfügst.
Wie wär das?